Am 18. September 2023 wurden im Rahmen der 75. DGHM-Jahrestagung die Cohn-Medaillen an Frau Prof. Dr. Dr. Marianne Abele-Horn und Prof. Dr. Werner Solbach verliehen.
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Marianne Abele-Horn
Marianne Abele-Horn studierte Pharmazie an den Universitäten Erlangen und Tübingen und erlangte 1973 ihre Approbation als Apothekerin. 1977 promovierte sie zum Dr. rer. nat. am Fachbereich Pharmakologie der Universität Freiburg, wo sie zeitgleich das Studium der Humanmedizin aufnahm und 1980 ihre Approbation als Ärztin erhielt und auch ihre Promotion zum Dr. med. abschloss.
Sie war 1980 bis 1994 als Ärztin in der Mikrobiologie des Krankenhauses München-Schwabing tätig und ging 1992 für einen Studienaufenthalt in die Abteilung Microbiology der University of Alabama in Birmingham, USA. 1994 schloss sie in München ihre Weiterbildung zur Fachärztin für Mikrobiologie ab und war am Max von Pettenkofer Institut in München 1999 als Oberärztin tätig. 1999 wechselte sie in dieser Funktion an das Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg. Dort schloss sie das Habilitationsverfahren ab und wurde 2006 zur außerplanmäßigen Professorin berufen. 2013 ging sie offiziell in den Ruhestand, blieb aber weiterhin sehr aktiv.
Von 2013-2023 wurde sie vom Bundesministerium für Gesundheit als Vorsitzende Kommission für Antiinfektiva, Resistenz und Therapie (ART) des Robert Koch Institutes benannt, die Empfehlungen für Standards zu Diagnostik und Therapie von Infektionskrankheiten nach aktuellem Stand der medizinischen Wissenschaft erstellt.
Frau Abele-Horn ist es ein großes Anliegen, zwischen dem individuellen Interesse an einer wirksamen Behandlung und dem öffentlichen Interesse an einer Erhaltung der Wirksamkeit von Antiinfektiva abzuwägen.
Sie ist eine leidenschaftliche klinische Mikrobiologie, der ganz besonders die Antimikrobielle Therapie am Herzen liegt. Als Autorin hat sie den Fachbuchbestseller „Antimikrobielle Therapie – Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten“ veröffentlicht, der in bereits 4. Auflage erschienen ist.
Ihr Bestreben, sich für eine effektive Antibiotikatherapie einzusetzen, hat sie auch an unzähligen Leitlinien mitarbeiten lassen, viele davon als Mandatsträgerin der DGHM und sie hat im Jahr 2021 als Projektleiterin Fördermittel für die Erstellung einer S3 Leitlinie unter der Federführung der DGHM zur „Perioperativen Antibiotikaprophylaxe“ beim Innovationsfond eingeworben und erstellt diese Leitlinie für die DGHM als federführende Fachgesellschaft.
Sie ist mehrfach ausgezeichnet worden, so 1993 und 2000 mit dem Research Award der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie sowie im Jahr 2000 mit dem Lectureship Award der International Organization for Mycoplasmology.
Sie ist langjähriges Mitglied der DGHM- Qualitätssicherungskommission und Mitherausgeberin der Mikrobiologisch-infektiologischen Qualitätsstandards (MiQs) und wurde 2013 in den Expertenrat der DAkkS berufen.
Prof. Dr. med. Werner Solbach
Werner Solbach studierte mit einem Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes Medizin an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und promovierte 1979 am dortigen Institut für Medizinische Mikrobiologie in der Arbeitsgruppe von Martin Röllinghoff und Hermann Wagner. Nach Abschluss seines Studiums setzte er am Mainzer Institut seine Forschung als Wissenschaftlicher Mitarbeiter fort und folgte 1983 seinem akademischen Lehrer Röllinghoff an das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Immunologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.1987 wurde er nach Erlangung der Facharztreife habilitiert und 1989 wurde er auf eine Professur (C3) für Medizinische Mikrobiologie und Immunologie berufen. Er folgte 1997 ein Ruf an die Universität zu Lübeck als Universitätsprofessor (C4) und Direktor des Institutes für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene mit dem angeschlossenen Medizinaluntersuchungsamt des Landes Schleswig-Holstein.
Er war Prodekan und bis 2010 Dekan der Medizinischen Fakultät in Lübeck und wurde im Jahr 2017 emeritiert.
Solbachs Hauptarbeitsgebiet war die Aufklärung von Mechanismen der Immunantwort gegen Infektionen. Er untersuchte die Gründe für die individuell unterschiedliche Anfälligkeit gegenüber Infektionen mit intrazellulären Mikroorganismen. Als weiteren Schwerpunkt seiner Arbeiten widmete er sich im Sonderforschungsbereich (SFB) 654 Plastizität und Schlaf der Frage, wie Schlaf und die zellulären Uhren die immunologische Gedächtnisbildung beeinflussen.
Solbach hat mehrere SFBs mitbegründet und ist auch Mitbegründer des DFG Exzellenzclusters Inflammation at Interfaces (ab 2007) und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (ab 2011). Er hat den Schwerpunkt „Infektion und Entzündung“ als einen der tragenden wissenschaftlichen Schwerpunkte der Universität zu Lübeck entwickelt, u. a. durch die Gründung des Zentrums für Infektiologie und Entzündungsforschung Lübeck (Z.I.E.L).
Solbach veröffentlichte ca. 300 Publikationen in internationalen Zeitschriften der experimentellen und klinischen Medizin, Immunologie und Mikrobiologie. Er ist für zahlreiche Zeitschriften als Gutachter bzw. Mitherausgeber tätig.
Seit 2014 ist Werner Solbach im Vorstand der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Antiinfektive Therapie und war deren Präsident von 2016 bis 2018. Von 2010 bis 2016 war er geschäftsführender Vorstand der Stiftung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie und richtete 2008 zusammen mit Prof. Helmut Fickenscher die 60. DGHM-Jahrestagung aus, die damals in Dresden stattgefunden hat.