Die DGHM ehrt in unregelmäßigen Abständen mit der Ferdinand -Cohn-Medaille Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um die Mikrobiologie und / oder Hygiene verdient gemacht haben.
In diesem Jahr hat sich der DGHM-Vorstand entschieden, die Ferdinand Cohn Medaille an Herrn Prof. Dr. rer.nat. Dr. h. c. med. vet. Helge Karch, Münster, zu verleihen.
Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. med. vet. Helge Karch
Institut für Hygiene, Universitätsklinikum Münster
Herr Karch studierte in den 70er Jahren Biologie an der Technischen Universität Darmstadt. Im Jahre 1982 wurde er zum Dr. rer. nat. promoviert. Nach Assistentenjahren in Bochum und Hamburg, wo er sich im Jahre 1989 habilitierte, wurde er im Jahre 1990 als Universitätsprofessor C3 an die Universität Würzburg berufen. Im Jahr 2001 erhielt Herr Karch den Ruf als Direktor des Instituts für Hygiene an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Er war darüber hinaus langjähriges Mitglied des Fachkollegs Mikrobiologie der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Vizepräsident und Mitglied der DGHM– Stiftung.
Die Hauptforschungsgebiete von Karch sind die Feintypisierung von pathogenen Keimen und die Infektkettenaufklärung bei Lebensmittel- und Krankenhausinfektionen. Seine Erstbeschreibungen bedeutender enterohämorrhagischer Escherichia coli (EHEC) Ausbruchsstämme (wie Sorbitolfermentierende O157:H- und O104:H4), EHEC-Virulenzfaktoren (z. B. Shiga Toxin-Varianten, Hämolysin, Serinprotease EspP und CDT-V) zählen zu den wichtigsten Entdeckungen.
In den letzten Jahren hat sich Helge Karch, neben seinen Arbeiten zu EHEC-Bakterien, besonders mit den Problemen der Krankenhausinfektionen beschäftigt. Auch hier hat er Pionierarbeit geleistet und eine interdisziplinäre Verbindung zwischen Human- und Veterinärmedizin maßgeblich ausgebaut, und u.a. durch die Etablierung von Netzwerken (z.B. EUREGIO MRSA-net), in dem Krankenhäuser aus dem Münsterland sowie aus dem benachbarten, niederländischen Grenzgebiet zusammenarbeiten etabliert, wodurch die regionale Inzidenz von MRSA-Sepsiserkrankungen im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen erfolgreich gesenkt werden konnte.
Aber Herr Karch hat sich auch dem One health“ Ansatz verschrieben und nicht nur politische und geographische Grenzen überschritten, sondern auch die von Humanmedizinern und Veterinärmedizinern, denn nur durch die Zusammenarbeit von lassen sich bestimmte Infektionen erfolgreich bekämpfen.
Darüber hinaus setzte er sich jahrelang sehr für den Nachwuchs ein. Im Jahr 2012 hat er an seinem Institut die Westfälische Akademie für Krankenhaushygiene (WAK) gegründet, dem ersten strukturierten Weiterbildungszentrum für angehende Fachärztinnen und -ärzte in Hygiene und Umweltmedizin dieser Art in Deutschland.
Für seine Arbeiten und sein Engagement wurde er bereits mit zahlreichen Preisen geehrt. Er erhielt 1989 den DGHM-Förderpreis, 1994 den bioMérieux-Diagnostikpreis und 1998 den DGHM-Hauptpreis, aber auch andere Gesellschaften würdigten seine Leistungen, so erhielt er im Jahre 1999 den Preis der H.P.R.-Seeliger-Stiftung, 2009 wurde ihm die Ehrendoktorwürde des Fachbereiches Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität in Gießen verliehen und im Jahr 2013 erhielt er den von der Robert-Koch-Stiftung verliehenen Robert-Koch-Preis für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention.